Sind Seltene Erden wirklich selten?
Seltene Erden gelten als Schlüsselrohstoffe der Elektromobilität. Doch was steckt hinter dem Begriff? Sind sie tatsächlich selten und wie groß ist ihr ökologischer Fußabdruck?
Wie selten sind Seltene Erden?
Trotz ihres Namens sind Seltene Erden keineswegs durchweg selten. Sie wurden historisch erstmals in ungewöhnlichen Mineralien wie Cerit oder Gadolinit entdeckt. Der Begriff Erden stammt dabei aus einem älteren chemischen Sprachgebrauch und bezeichnete Oxide, also Metalle, die mit Sauerstoff verbunden sind.
Inzwischen ist bekannt, dass Elemente wie Cerit häufiger vorkommen als beispielsweise Kupfer. Insgesamt zählen 17 Elemente zur Gruppe der Seltenen Erden, darunter Scandium und Yttrium, die chemisch mit den sogenannten Lanthanoiden verwandt sind.
Lanthanoide sind eine Gruppe von 15 ähnlichen Metallen im Periodensystem, die für ihre magnetischen und leuchtenden Eigenschaften bekannt sind. Von einem echten Versorgungsengpass seltener Erden kann derzeit keine Rede sein. Das Problem liegt eher in der aufwendigen Förderung und Trennung der Stoffe.
Welche Seltenen Erden gibt es und wofür braucht man sie?
Zu den bekanntesten Seltenen Erden zählen:
- Neodym ist besonders gefragt für starke Dauermagnete in Elektromotoren, Windkraftanlagen und Lautsprechern. In E-Autos können bis zu drei Kilogramm Neodym verbaut sein, sofern kein alternativer Motortyp eingesetzt wird.
- Dysprosium und Terbium verbessern die Temperaturstabilität von Magneten und sind wichtig für Hochleistungsmotoren.
- Yttrium, Holmium, Erbium werden für Glasfaserkabeln, Medizintechnik oder Leuchtmitteln benötigt.
- Scandium ist wichtig für Technik wie Brennstoffzellen, aber schwer zu fördern, weil es selten ist und nur in wenigen Ländern gefördert wird.
- Lutetium und Thulium sind extrem rar und hochpreisig. Sie werden für hochspezialisierte Anwendungen wie Laser oder Röntgentechnik benötigt.
Der Mythos des E-Autos und den Seltenen Erden
Oft wird behauptet das E-Autos besonders auf Seltene Erden angewiesen seien. Tatsächlich steckt in den Akkus kaum etwas davon. Dort dominieren Materialien wie Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit. Seltene Erden finden sich hauptsächlich in permanenterregten Elektromotoren, also solchen mit eingebauten Dauermagneten.
Einige Hersteller wie BMW oder Nissan setzen beispielsweise bewusst auf alternative Antriebe ohne Neodym, um Lieferabhängigkeiten und einhergehende Umweltprobleme zu vermeiden.
Globale Versorgung und Chinas Marktmacht
Der Abbau Seltener Erden ist hochkonzentriert. China fördert aktuell rund 60 Prozent der globalen Fördermenge und verarbeitet rund 90 Prozent davon. Auch die Preise kontrolliert das Land weitgehend. Durch Dumpingpreisstrategien wurde die Dominanz im Weltmarkt sichergestellt. Anschließend schränkte China die Exporte ein und trieb so die Preise in die Höhe. Zurzeit zählen Seltene Erden zu den strategisch wichtigsten Rohstoffen weltweit.
Neben China verfügen auch Länder wie Australien, Brasilien, die USA, Russland und Kasachstan über bedeutende Vorkommen. Neue Lagerstätten, etwa in Schweden oder Kasachstan könnten mittelfristig mehr Unabhängigkeit schaffen. Doch die Trennung der Elemente bleibt komplex und hochpreisig.
Umweltbelastung und Recycling als Zukunftsthema
Der Abbau ist mit erheblichen Umweltfolgen verbunden, wie zum Beispiel radioaktive Rückstände und massive Bodenbelastungen. In vielen Minen gelten geringe Umweltstandards. Deswegen gewinnt das Thema Recycling immer mehr an Bedeutung. Neodym-Magnete können heute zu etwa 96 Prozent wiederverwertet werden. Dies bedeutet einen zentralen Hebel für nachhaltige Rohstoffstrategien.
Seltene Erden als Schlüsselressource der Zukunft
Seltene Erden bleiben ein Schlüsselelement moderner Technologien. Von der Energiewende bis zur digitalen Infrastruktur. Doch ihr Abbau ist problematisch, ihre Verarbeitung aufwändig. Der technologische Fortschritt muss daher Hand in Hand gehen mit einer klugen Rohstoffpolitik, nachhaltigem Recycling und dem Aufbau unabhängiger Lieferketten.
Zwischen Fortschritt und Verantwortung
Ob E-Mobilität, Windkraft oder Hightech. Seltene Erden treiben den Wandel an. Gleichzeitig stellen sie Industrie und Politik vor ökologische und geopolitische Herausforderungen. Wer langfristig auf Nachhaltigkeit setzt, muss über neue Technologien hinaus auch die Herkunft und Nutzung dieser Rohstoffe mitdenken.
Seltene Erden zwischen Nutzen und Nebenwirkungen
Sie stecken in Motoren, Magneten, Bildschirmen und politischen Debatten werden geführt. Seltene Erden sind zum derzeitigen Zeitpunkt unverzichtbar und nicht ohne Klimafolgen. Der Schlüssel für eine zukunftsfähige Nutzung Seltener Erden liegt in Innovation, Kreislaufwirtschaft und fairen globalen Rahmenbedingungen.