POLITIK

Anpassungsmaßnahmen an den fortschreitenden Klimawandel

Der Klimawandel sorgt für einige Veränderungen und birgt Gefahren in sich, vor denen der Mensch sich schützen muss, um Schäden und gesundheitliche Beeinträchtigungen zu verringern oder gar zu vermeiden.

Sintflutartige Regenfälle sorgen für Überflutungen von Wohngebieten oder Infrastruktur und längere Hitze- und Dürreperioden verursachen Wasserknappheit. Wie kann sich der Mensch vor diesen Gefahren schützen? Welche Maßnahmen müssen wir zum Schutz von Leben und Gesundheit ergreifen? Auf Fragen des Klimawandels folgen Fragen der Klimaanpassung:

  • Wie wappnen wir uns vor Starkregen und Überflutungen? Müssen Kanalisationen angepasst werden?
  • Welche Möglichkeiten bestehen, um Wasser andersartig abzufangen und aus den Agglomerationen zu leiten?
  • Wie schützen wir uns vor höherer Wärmebelastung?
  • Brauchen nun jede Wohnung und jedes Büro eine Klimaanlage? Wie viel Strom wird dafür benötigt?
  • Wie beeinflusst der Klimawandel die menschliche Gesundheit?
  • Wie werden Krankheiten und Erreger vom Klimawandel beeinflusst, vor denen sich der Mensch schützen muss?

Wer muss sich an den Klimawandel anpassen?

Alle gesellschaftlichen Akteure: Politik, Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen müssen sich an die Folgen des Klimawandels anpassen. Zunächst kann jeder einzelne Bürger Anpassungsmaßnahmen in seinem Umfeld ergreifen: Verschattung des Wohnbereichs, um sich vor der höheren Wärmebelastung zu schützen. Gewohnheiten und Tagesroutinen können dem veränderten Klima angepasst werden. Nicht nur bei Routinen des Alltags, sondern auch Anpassungen der Urlaubsgewohnheiten können hilfreiche Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels darstellen.

Auch Unternehmen sind von den gleichen Folgen des Klimawandels betroffen. Die höhere Hitzebelastung trifft auch Mitarbeiter, ihr Wohlbefinden und Arbeitsproduktivität werden beeinflusst. Gleichzeitig wirken die steigenden Temperaturen sich auch auf die Bedingungen von Produktionsprozessen aus. Darüber hinaus können Extremwetterereignisse wie Unwetter und Starkregen Lieferketten unterbrechen und gar ganze Abschnitte der Infrastruktur beschädigen oder zerstören. Die unterschiedlichen Wirtschaftssektoren haben jeweils mit individuellen Problemen aus der Folge des Klimawandels zu kämpfen und benötigen daher branchenspezifische Strategien und Maßnahmen, um mit sich dem wandelnden Klima anzupassen.

Das Umweltbundesamt schreibt: „Zentrale Bestandteile [der] Infrastruktur, beispielsweise Straßen, Kanalisation, öffentliche Gebäude oder Krankenhäuser, liegen in kommunaler Hand.“ Gleichzeitig werden viele Maßnahmen der Klimaanpassung lokal verwirklicht, wodurch die Kommunen diverse Möglichkeiten haben, die lokale Klimaanpassung weiter voranzutreiben.

Um all diese Klimaanpassungsmaßnahmen schlussendlich umzusetzen, bedarf es an sorgfältiger strategischer Planung seitens der Politik. In Deutschland besteht seit 2008 eine Deutsche Anpassungsstrategie auf Bundesebene. Diese Anpassungsstrategien des Bundes werden fortlaufend bearbeitet, mit Aktionsplänen hinterlegt und evaluiert – so das Umweltbundesamt.

Einzelne Bundesländer haben ebenfalls eigene Strategien zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels verfasst. Im Jahr 2013 wurde die erste europäische Anpassungsstrategie verabschiedet und seither stets umgesetzt und weiter angepasst.

There is no Planet B
Quelle: Foto von Li-An Lim auf Unsplash

Welche Tools gibt es für die Anpassung an den Klimawandel?

Die europäische Plattform für Anpassungswissen „Climate-ADAPT“ von der European Environment Agency (EEA) und der Europäischen Kommission bietet den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union drei essenzielle Werkzeuge, zur Unterstützung der Klimaanpassungsplanung:

Klimaanpassungswerkzeug 1: Urban Adaptation Support Tool

Für die Entwicklung, Umsetzung und Überwachung von Klimaanpassungsstrategien und Aktionsplänen bietet das englischsprachige „Urban Adaptation Support Tool“ Unterstützung für Städte und Gemeinden. Zusätzlich bietet das Tool Zugang zu weiteren Quellen und Werkzeugen, um Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln. Folgende sechs Schritte begleiten durch das Urban Adaptation Support Tool:

  1. Grundvorbereitung für die Anpassungen
  2. Beurteilung der Risiken und Schwachstellen durch den Klimawandel
  3. Identifizierung von Anpassungsmöglichkeiten
  4. Beurteilung und Auswahl der Anpassungsmöglichkeiten
  5. Einführung der Anpassung
  6. Überwachung und Evaluierung der Anpassungen

Klimaanpassungswerkzeug 2: Urban Adaptation Map Viewer

Der englischsprachige „Urban Adaptation Map Viewer“ ist ein Kartendienst, der einen Überblick über aktuelle und zukünftige klimatische Einflüsse und Klimarisiken gibt, denen europäische Städte ausgesetzt sind. Darüber hinaus bietet das Werkzeug Informationen über die Ursachen für die Anfälligkeit der Städte und auch über ihre Exposition gegenüber diesen Gefahren. Ebenfalls zu finden sind: Informationen über die Anpassungsaktivitäten einzelner europäischer Städte. Das Tool „Urban Adaptation Map Viewer“ bietet interaktive Karten mit Legende und Erläuterungen für folgende Themenbereiche:

  • Hitze
  • Flussüberschwemmung
  • Überschwemmungen an der Küste
  • Überschwemmungen durch Starkregen
  • Wasserknappheit
  • Lauffeuer (Großflächenbrand)
  • Vektorübertragbare Krankheiten
  • Soziale Verletzlichkeit oder soziale Schwachstellen
  • Anpassungen

Klimaanpassungswerkzeug 3: Climate-ADAPT Case Study Explorer

Der englischsprachige Case Study Explorer von der europäischen Plattform Climate-ADAPT ermöglicht den Zugriff auf eine Sammlung europaweiter Studien zu umgesetzten Anpassungsmöglichkeiten und -initiativen zur Schaffung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Anpassung an das Klima auf allen Verwaltungsebenen. Es gibt neun Qualitätskriterien, die die verfügbaren Fallstudien erfüllen müssen.

Der Case Study Explorer dient der internationalen Zusammenarbeit, um bei Klimawandelanpassungen voneinander lernen zu können und sich anhand anderer Beispiele inspirieren zu lassen. Im Case Study Explorer kann man nach vier verschiedenen Kriterien Suchergebnisse Filtern:

  • Anpassungssektoren
  • Klimaauswirkungen
  • Schlüsselmaßnahmen (Key Type Measures – KTM)
  • Anpassungsansätze

Deutschsprachige Werkzeuge für die Entwicklung und Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen

Das Umweltbundesamt bietet zum einen die deutschsprachige Tatenbank und zum anderen den Klimalotsen als Werkzeug, um Informationen bereitzustellen und Orientierung über Chancen und Risiken des Klimawandels und der folgenden Anpassungsmaßnahmen zu finden.

Die Tatenbank beinhaltet beispielhafte Anpassungsmaßnahmen von diversen Akteuren. Sie ist ein Forum für den Austausch von Anpassungsprojekten, die eigenständig eingetragen werden können. Dadurch können Anregungen für effektive Maßnahmen gefunden werden. Das Umweltbundesamt schreibt: „Der Schwerpunkt der Tatenbank liegt auf lokalen und regionalen Maßnahmen, die in Deutschland bereits durchgeführt wurden oder sich noch in der Umsetzung befinden. Die Tatenbank ist deutschsprachig.“

Schritt für Schritt Anleitungen für die Entwicklung von Anpassungsstrategien für Städte und Gemeinden bietet der Klimalotse des Umweltbundesamtes. Mit Hilfe dieses Werkzeugs können Anpassungsstrategien entwickelt werden, um integrierte Klimaschutz- und -strategien zu entwerfen und umzusetzen. Im Fokus liegen die Planung und Begleitung der Umsetzung der Klimaanpassungsmaßnahmen. Der Klimalotse gibt Tipps, Hintergrundinformationen, Vorlagen, Beispiele und Verweise auf weitere Quellen.

Praktische Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

In den Städten sind das Anlegen von mehr Grünflächen und die Erhöhung der Zahl der Bäume eine Maßnahme, um die Hitzeentwicklung im Stadtklima zu reduzieren. Dazu gehört auch die Begrünung von Dächern und Fassaden von Häusern. Auch Verbesserungen des Hochwasserschutzes gelten als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel: Flüsse werden ausgebaut und es werden Retentionsflächen für den Fall einer Überschwemmung geschaffen.

Gleichzeitig wird die Wasserversorgung und -nutzung nachhaltiger gestaltet, um längeren Dürreperioden entgegenzuwirken. Insgesamt werden städtische Infrastrukturen durch angepasste Bauweisen besser gestaltet, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremer Wetterereignisse zu erhöhen. Das Ziel ist einerseits das Wappnen gegen die Folgen des Klimawandels, als auch die Sicherung der Lebensqualität der Bürger.

Natürlich ist das gesamtgesellschaftliche Bestreben eines klimaneutraleren Lebens ebenfalls eine Maßnahme, um sich an den laufenden Klimawandel anzupassen: Der Ausbau und die Nutzung von Radwegen und die die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, verbessern die CO2-Bilanz und auch die Luftqualität in Städten.

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