Klimagerechtigkeit: Ein globales Prinzip für eine faire Zukunft
Was bedeutet eigentlich Klimagerechtigkeit? Wie kann ein globales Thema wie der Klimawandel gerecht für alle gestaltet werden, wenn Industrieländer deutlich mehr Ressourcen besitzen als Entwicklungsländer?
Klimagerechtigkeit ist ein normatives Konzept und Teil der Umweltgerechtigkeit, das den menschengemachten Klimawandel als ethisches und politisches Problem begreift, aber auch als eine Umwelt- und technische Herausforderung. Klimagerechtigkeit lässt sich dabei auf verschiedenen Ebenen betrachten. Zum einen global, zwischen den Generationen und zum anderen innerhalb von Gesellschaften.
Was bezweckt die Klimagerechtigkeit?
Globale Klimagerechtigkeit soll dafür sorgen, dass die heute ungleiche Verteilung der Folgen der Erderwärmung ausgeglichen wird, unter Berücksichtigung des Verursacherprinzips. Das Prinzip besagt, dass diejenigen, die die Umwelt schädigen, auch die Verantwortung für die Auswirkungen und deren Beseitigung zu tragen haben. Ziel ist es, die Folgen des Klimawandels mit Konzepten sozialer Gerechtigkeit zu verbinden. Dabei spielen Themen wie Gleichheit, Menschenrechte und kollektive Rechte im Kontext des Klimawandels eine zentrale Rolle.
Klimagerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft
Auf der innergesellschaftlichen Ebene spielen die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen eine wichtige Rolle. Es gilt zu berücksichtigen, ob klimafreundliche Alternativen überhaupt verfügbar sind, oder wie stark die finanziellen Auswirkungen von CO2-Bepreisungen verschiedene Bevölkerungsgruppen beeinflussen.
Ein Beispiel sind Ausgleichszahlungen oder Klimaprämien, die durch CO2-Preise geschaffen werden können, um soziale Ungerechtigkeiten abzufedern. Im Jahr 2024 veröffentlichte der Deutsche Ethikrat eine ausführliche Stellungnahme zum Thema Klimagerechtigkeit, bei der betont wurde, eine faire Verteilung von Lasten und Verantwortlichkeiten zwischen Generationen sowie globalen Regionen im Kampf gegen den Klimawandel zu fördern.

There is no planet B.
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Die Klimagerechtigkeitsbewegung
Diese Bewegung betrachtet den Klimawandel als Folge sozialer Ungleichheit und eines globalen Wirtschaftssystems, das dauerhaftes Wachstum als unverzichtbar ansieht. Ein wichtiger Fokus liegt auf dem Konzept der MAPA („Most Affected People and Areas“), bei dem Gruppen wie Frauen, junge, ältere oder ärmere Menschen besonders geschützt werden, da sie überproportional von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
Bewegungen wie Fridays for Future, Ende Gelände oder Extinction Rebellion haben die Bedeutung dieser sozialen Dimension im Kampf für Klimagerechtigkeit verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Gleichzeitig warnen sie davor, die sozialen Auswirkungen des notwendigen Strukturwandels zu vernachlässigen, da dies zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Spannungen führen kann. Ein sogenannter gerechter Übergang soll die Treibhausgas-Reduktion sozial verträglich, fair und ethisch gestalten und dabei effektiver sein.
Wie lässt sich Klimaschutz gerechter gestalten?
Unter der Annahme einer globalen Obergrenze für CO2-Emissionen (das sogenannte CO2-Budget) könnte eine gerechte Lösung darin bestehen, die Emissionsrechte gleichmäßig auf alle Menschen der Erde oder je nach Bevölkerungszahl auf Staaten zu verteilen. Andere Vorschläge berücksichtigen, dass ärmere Menschen einen größeren Anteil der Emissionsrechte erhalten sollten, da sie stärker vom Klimawandel betroffen sind.
Gleichzeitig wird empfohlen, einen Mindeststandard an Wohlstand zu gewährleisten. Umstritten ist jedoch, ob die bestehende Wohlstandsverteilung überhaupt eine Rolle bei der Zuteilung von Emissionsrechten spielt. Ebenfalls wird diskutiert, wie sehr historische Emissionen der Industrieländer in der Verteilung berücksichtigt werden müssen. In der Theorie würde eine klimagerechte Emissionspolitik es Entwicklungsländern erlauben, ihren Ausstoß deutlich zu erhöhen, während Industrieländer ihre Emissionen um bis zu 95 Prozent reduzieren müssten.
Generationengerechtigkeit
Eine Studie, die von internationalen Forscherteams der Vrije Universität Brüssel durchgeführt wurde, zeigt, dass Kinder, die im Jahr 2020 geboren wurden, im Vergleich zu Menschen, die 1960 geboren wurden, im Laufe ihres Lebens zwei bis sieben Mal so viele extreme Hitzewellen erleben werden. Das wirft wichtige Fragen der Generationengerechtigkeit auf, da frühere Generationen einen Großteil der Lasten des Klimawandels verursacht haben.
Wer wie viel zum Klimaschutz beitragen muss, ist ein häufiges Streitthema bei internationalen Verhandlungen. Das Pariser Abkommen formuliert dazu keine festen Regeln, sondern orientiert sich an den unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten der Länder.